Weiter in Kette 32

Der zweite Schal von meinem Sommer-Winter-Tagesdecken-Gewebe ist fast fertig – bei diesem Wetter kein Wunder! Während ich also sitze und webe, frage ich mich natürlich, was wohl aus den restlichen 5 m Kette werden könnte.

4 Stränge in Beerenfarben

Und weil das Wetter so trüb und feucht ist, habe ich noch einen Küchen-Färbetag eingelegt und mit Ashford-Farben mehrere Posten von sehr unterschiedlichen Mix-Garnen in „Beerentönen“ gefärbt: in allen Strängen ist eine Mischung aus Alpaca und Gotland in grau – dazu etwas feines Weißes, z.b. Seide-Merino oder Mohair oder auch Hanf-Merino oder Moorschnucke …  So haben alle Stränge die Beerenfarben unterschiedlich angenommen, das Garn paßt sehr gut zur 32. Kette.  Ich werde ein Tuch weben: 116 cm lang, die Breite ist ja 78 cm. Daraus wird eine kurze Jacke, geschnitten wie die „Bronzezeit-Bluse“ /etwa 1000 v.d.Z.  Den Rand werde ich wie eine Borte mit Sommer-Winter-Muster weben, die Mitte in Leinenbindung (und das mit den graumelierten Beerentönen in der Bunt-Beeren-Grün-Lila Kette – das  kann ich mir gut vorstellen …)

32. Kette

Kette 32 – angewebt am 2.2.2017

Bei dunklem, trüben Januarwetter habe ich mit Ashford-Farben ein wenig Frühling herbeizaubern wollen. Da lag noch 500g naturweißes Kammgarn, in Knäul aufgemacht, in einer Truhe, die habe ich mit den Farben und einer Spritze „klistiert“ und so gefärbt mit gelb-grün-blau-rot (und alle Mischungen, die dadurch entstanden). Herauskam ein sehr freundliches pink-weinrot, grün-gelb, blau-lila meliertes Garn für eine Kette. Schon lange wollte ich das sehr traditionelle Muster „Sommer-Winter“ ausprobieren. Und dieses bunte Garn mit einem rohweißen Musterschuß (handgesponnener Docht) – das war es!
Zum Sommer-Winter-Muster: ursprünglich wohl in den skandinavischen Ländern beheimatet, wurde es zum Inbegriff der „Siedler-Weberei“ in der Neuen Welt: besonders für die wollenen Bettüberwürfe mit den kontrastierenden Blockmustern in Blau-weiß. Da es ein „positiv-negativ“ Muster ist, erscheint auf der einen Seite mehr das Weiß (Sommer) und auf der anderen Seite mehr das Dunkelblau (Winter). Es wurde so genannt, weil die helle Seite öfter gewaschen werden mußte – das ging besser im Sommer; im Winter legte eine einfach die dunkle Seite nach oben….

Kette: Wolle 8/2, meliert in weinrot-pink-blau-grün-zitronengelb , dasselbe Material auch für den Leinengrund-Schuss. Der Musterschuss in reinem Wollweiß, ungefärbte, handgesponnene Rhönschaf-Wolle. Da es eine Wolldecke werden soll, habe ich mich für eine Kettbreite von 86 cm entschieden und webe zwei Schals, die ich aneinandernähe. Daraus wird eine Decke von etwa 160 cm Breite und etwa 200 cm Länge. Kettlänge: habe ich für 2 Wolldecken (4 Schals a 250 cm) kalkuliert, d.h. 10 m. Bei einem 40/10 Blatt sind es 344 Fäden, d.h. 86 Mustergruppen (a 4 Fäden) für den Sommer-Winter-Einzugsplan.

Am Sonntag, den 2.2. 2017 habe ich angewebt:
und spiele mit der Musterung: eine breite Borte, die den Einzug kopiert, dann in einfachen Gruppen die Mitte. Das fröhliche Bunte und das Weiß machen die Decke wirklich zu einem freundlichen Frühlingsgruß. Aber ich bin erst gerade über die Mitte des ersten Schals … und ich spinne die Rhönschafwolle, Spule um Spule …. Es braucht ab jetzt Geduld: Spinnen und Weben … immer so weiter. Aber ich fühle schon, dass diese Decke wunderbar weich, warm, griffig und kuschelig wird. Und ich fühle den Stolz einer Handweberin im 18. Jahrhundert beim Anblick des traditionellen Sommer-Winter-Musters, es strahlt so eine klare Ordentlichkeit aus.

trad. Sommer-Winter-Muster

 

31. Kette

Kette 31 – angewebt am 21.12. 2016 und abgenommen am 31.1. 2017

Bei dieser Kette hat mich die Idee geleitet, Stoffe zu verwirklichen, in denen bestimmte Landschaften oder die Kraft einer Ahnin, die in diesen Landschaften gelebt hat, eingewoben wird. Die Kette ist 7 m lang für etwa drei Gewebe, 40/10 Blatt, 92 cm Webbreite, also 368 Kettfäden – in Vierergruppe geschärt:
1 Faden schwarz (Seide),
1 Faden natur-grau,
1 Faden natur-braun,
1 Faden rehbraun (Wolle 8/2)
Das erlaubt, sowohl etwas sehr „erdiges“ zu weben in schwarz-braun (das Ahninnen-Tuch), als auch „Fels und Meer“ – mit grau-grün; als auch grau-braun-ocker-grün wie Moor-Wiese.

Nun zum Einzug: ein einfacher Köper und natürlich die zwei Leinentritte. Damit sind a) der schlichte durchgehenden Köper möglich, vielleicht mit einem Leinentritt dazwischen, um das Gewebe zu lockern und um eventuell noch eine Farbe „ins Spiel“ zu bringen, und b) eine Art basket-weave-Struktur, in der mit verschlungenen zwei Einschüssen (eine saori-Technik) gearbeitet werden könnte …

Das 1. Tuch: ein voller, schlichter Köper, Schuß ist handgesponnen, verschiedene naturbraune und etwas weiße Wolle gemischt kardiert, manchmal rote Seidenfasern dazu. Aber ich wollte ja eine Ahinnen-Idee da hineinwirken, und so habe ich einen wunderbaren hotpink-krapproten Seidenfaden mit Perlen und ein wenig Glitzer gesponnen, der die mütterliche Genealogie symbolisiert, den Rote Faden eben, der von Tochter zur Mutter zur Mutter-der Mutter, zur Mutter der Mutter ..…. endlos lang in die Vergangenheit reicht und den Reichtum an Wissen und die Lebendigkeit über das Blut transportiert. Diesen Faden habe ich in das schlichte braunschwarze Tuch eingewebt mit einem Leinentritt zwischen jedem Schuß Köper und zwar immer nur wenige Zentimeter und immer „woanders“, so dass er als Faden sichtbar durch das ganze Tuch läuft. Das Tuch war nachbehandelt (wässern und waschen und dämpfen) 120 cm lang und 84 cm breit.

Mehr Infos zu dem ersten Tuch der 31.Kette

Das sind nur die Reste.