Kette 32 – angewebt am 2.2.2017
Bei dunklem, trüben Januarwetter habe ich mit Ashford-Farben ein wenig Frühling herbeizaubern wollen. Da lag noch 500g naturweißes Kammgarn, in Knäul aufgemacht, in einer Truhe, die habe ich mit den Farben und einer Spritze „klistiert“ und so gefärbt mit gelb-grün-blau-rot (und alle Mischungen, die dadurch entstanden). Herauskam ein sehr freundliches pink-weinrot, grün-gelb, blau-lila meliertes Garn für eine Kette. Schon lange wollte ich das sehr traditionelle Muster „Sommer-Winter“ ausprobieren. Und dieses bunte Garn mit einem rohweißen Musterschuß (handgesponnener Docht) – das war es!
Zum Sommer-Winter-Muster: ursprünglich wohl in den skandinavischen Ländern beheimatet, wurde es zum Inbegriff der „Siedler-Weberei“ in der Neuen Welt: besonders für die wollenen Bettüberwürfe mit den kontrastierenden Blockmustern in Blau-weiß. Da es ein „positiv-negativ“ Muster ist, erscheint auf der einen Seite mehr das Weiß (Sommer) und auf der anderen Seite mehr das Dunkelblau (Winter). Es wurde so genannt, weil die helle Seite öfter gewaschen werden mußte – das ging besser im Sommer; im Winter legte eine einfach die dunkle Seite nach oben….
Kette: Wolle 8/2, meliert in weinrot-pink-blau-grün-zitronengelb , dasselbe Material auch für den Leinengrund-Schuss. Der Musterschuss in reinem Wollweiß, ungefärbte, handgesponnene Rhönschaf-Wolle. Da es eine Wolldecke werden soll, habe ich mich für eine Kettbreite von 86 cm entschieden und webe zwei Schals, die ich aneinandernähe. Daraus wird eine Decke von etwa 160 cm Breite und etwa 200 cm Länge. Kettlänge: habe ich für 2 Wolldecken (4 Schals a 250 cm) kalkuliert, d.h. 10 m. Bei einem 40/10 Blatt sind es 344 Fäden, d.h. 86 Mustergruppen (a 4 Fäden) für den Sommer-Winter-Einzugsplan.
Am Sonntag, den 2.2. 2017 habe ich angewebt:
und spiele mit der Musterung: eine breite Borte, die den Einzug kopiert, dann in einfachen Gruppen die Mitte. Das fröhliche Bunte und das Weiß machen die Decke wirklich zu einem freundlichen Frühlingsgruß. Aber ich bin erst gerade über die Mitte des ersten Schals … und ich spinne die Rhönschafwolle, Spule um Spule …. Es braucht ab jetzt Geduld: Spinnen und Weben … immer so weiter. Aber ich fühle schon, dass diese Decke wunderbar weich, warm, griffig und kuschelig wird. Und ich fühle den Stolz einer Handweberin im 18. Jahrhundert beim Anblick des traditionellen Sommer-Winter-Musters, es strahlt so eine klare Ordentlichkeit aus.