1. Ich arbeite an einem Tischwebstuhl aus Finnland mit 4 Schäften und 6 Tritten und 1 m Webbreite.
a) die Transportierbarkeit – bei schönem Wetter kann ich im Garten „was tun“; manchmal benutze ich sogar nur den Webkamm (rigid heddle) mit einem Gurt.
b) die Handlichkeit beim Direktbäumen – da ist schnell mal eine Kette aufgezogen, und ich kann mit wenig Material etwas ausprobieren. Dabei entstehen meist Tücher von etwa 200 – 250 cm Länge
Inzwischen – im Februar 2020 – ist ein zweiter Webstuhl zu mir gekommen: die Viktoria von Glimarkra – 70 cm Webbreite – Handaushub – 4 Schäfte:
- Kircher, Ursula: Am Webstuhl mit 4 Schäften (1983);
- Arndt, Erika: Ravensburger Webbuch (1984)
- Davison, Marguerite P.: a Handweaver`s Pattern Book (reprint von 1944)
- Brusic, Lucy M.: A crackle weave companion (2012)
- Patrick, Jane: the weaver`s idea book (für den rigid heddle loom)
- Elizabeth Lovick: Shetland Lace (ISBN: 978 – 3 – 8307 – 0946 – 6)
Das Buch heißt „Saori – Self-Innovation through free weaving“ und ist von Misao Jo (Japan). Hier geht es um eine Weise zu weben – nicht so sehr um Technik und exakt geplante Mustermöglichkeiten. Im Gegenteil – webe wie es dir gerade in die Hände fällt, betrachte die Kette wie eine Leinwand und gebe hinein, was dich im Augenblick bewegt. Die Saori-Webart hat natürlich Wurzeln im Zen, was mir als Yogalehrerin und Meditationspraktikerin sehr nahe ist. Es macht Weben zu einer „meditation in action“.Die vier Regeln für Saori heißen (von mir hier übersetzt):
- „Consider the differences between a machine and a human being.“
(Überlege dir die Unterschiede zwischen einer Maschine und einem menschlichen Wesen.) - „Be bold und adventurous.“
(Sei mutig und abenteuerlustig.) - „Look out through eyes that shine.“
(Schaue mit Augen, die strahlen.) - „Inspire one another, and everyone in the group.”
(Inspiriert euch gegenseitig und jede(n) in der Gruppe.)
Die erste Regel ist perfekt für mich: alle meine Ahninnen „mußten“ noch selber weben und zwar so sauber, so ordentlich, so geregelt wie möglich. (Manchmal ist das auch schön, ein Muster abzuweben, das sauber geplant und fehlerfrei eingezogen ist: es gibt so ein Gefühl von Ordnung und Strukturierung.) Historisch hat dann die Maschine das Weben übernommen, und sie kann sauberer, schneller, perfekter weben und vor allem billiger produzieren. Aber das Weben war früher nicht nur Last und Pflicht einer Hausfrau, sondern auch ihr Stolz und ihre Weise, kreativ zu sein. Das wurde ihr von der Maschine genommen. Jetzt wäre es also gut, wieder zu weben, aber genauso wie eine Maschine es nicht kann. Das ist der Kommentar zur ersten Regel und daraus folgt: „webe so, wie eine Maschine es nicht kann. Folge der inneren Wahlfreiheit. Probiere etwas aus … “ Es gibt in dem Buch dazu viele Anregungen, die ich, wenn ich sie anwende, „Saori-Technik“ nenne.