„Aller Anfang ist schwer“ – oder – „in allem Anfang wohnt ein Zauber inne“? Seit diesem Jahr hat mich das „Journaling“ gepackt. Fing ganz harmlos an mit dem Wunsch nach einem schönen neuen Heft für das Brotbacken … Lockdown – keine Läden, in denen eine mal so nebenbei etwas Schönes entdecken könnte. Was blieb? Es selber machen: also ein Buch über „Bücher binden“ kaufen. Wie sich das entwickelt hat! Erst war ich schon ganz stolz auf meine ersten Notizbücher mit koptischer Bindung: einfache, leere Seiten und zwei Cover!
Aber dann entdeckte ich das „Journaling“: da öffnete sich eine Türe über ach so viel Möglichkeiten über was eine so alles einbinden und benutzen kann: alte Bücherseiten, Kalenderblätter, Heftseiten, Dekopapier, edles Papier, handgefärbtes Papier, Stempeln, Drucken, Stenceling … scraps und Stoff und Litze und Borte …. und!!! in meinem Fall: erlesene Zitate und Schlüsselworte. Er-Lesen ist hier wortwörtlich gemeint: nichts Beliebiges zitieren, sondern meine Lieblingsphilosophin (nen) und meine -poetinnen wie Clarice Lispector, Luisa Muraro, Ingeborg Bachmann – und meine Lieblingsphilosophie des Zen / TAO und seiner Ästhetik: das wabi-sabi-Universum ….Es sind exquisite und einmalige Journale entstanden, aber erst nach vielen Versuchen auf diesem Weg ….
Bei den ersten drei hatte ich noch ein Thema im Kopf: zum Beispiel Frühling oder Sonnenkraft oder Erde. Die haben also Vorgaben: in den Bildern und in den „Texten“ – und natürlich in den Farben.
Allmählich wurde ich mutiger, überließ mich dem Material und verarbeitete nur ganz zart und oft nur am Rande Texte-Wörter-Hinweise … mehr Seiten blieben frei, auch wenn jede Seite ein wenig „Gestaltung“ bekam, damit immer etwas Überraschendes auftaucht, etwas, das vielleicht inspiriert. Die Balance zwischen dem offenen, leeren Raum, der einlädt, und einem „Gestaltungselement“, das die Benutzerin/den Benutzer an die Hand nimmt, oder sogar etwas anrührt, eine Inspirationsquelle also wäre, wurde immer wichtiger.
Die Form und das Cover sind inzwischen edler und eleganter, gerade weil ich nicht mehr Patchwork und Serviettentechnik nutze, sondern Leder (oder Stoff). Es wird gerade mein 15. Journal gefertigt.
Selbstversuch: ich schreibe seit einem Monat in, eher mit so einem schmalen, edlen Journal, und es ist ein Fest! Die Seiten überraschen mich (obwohl ich sie „gemacht“ habe) und inspirieren, und es ist fast „feierlich“, mit so einem Jornal zu kommunizieren, es weckt unbekannte Stimmen im Innern, und es geschieht etwas Schöpferisches wie in einem guten Gespräch.