Weiter mit der Kurz-Jacke

Was ich mit dieser Bronze-0-Waste-Jacke noch assoziiere – das sind diese Art Jäckchen, die traditionell entlang der Seidenstrasse bis in den Himalaya und bis hinunter zur arabischen Halbinsel getragen wurden über ein langes Kleid, über weite Pumphosen oder über ein Wickelkleid … Sie wurden immer sehr schön verziert mit vielen verschiedenen Handarbeitstechniken, sie waren aus edlen Material wie Samt, Seide gefüttert. (Die beiden Bilder stammen aus dem Buch: Weltgeschichte der Bekleidung von Patricia Rieff Anawalt)

Obwohl ich noch nicht genau weiß, ob meine Idee überhaupt so funktioniert, habe ich inzwischen einen weiteren Stoff für so ein Jäckchen – mit noch aufwendigerere Borte im Sommer-Winter-Muster  (mit Sarifasergarn und Schwarz)- abgewebt von der 32. Kette, diesmal ist die Grundfarbe im Schuß ein Schwarzbraun-Violett (gesponnen aus Alpaca und einem Merino-Seiden-Mix). Ganz mutig habe ich sogar – es könnten noch 140 cm auf der Kette sein – einen dritten Stoff begonnen für so eine Jacke …. Diesmal wird der Grundstoff in schlichtem Dunkelbraun-Natur gehalten, die breite Borte allerdings im hellem Rot und Schwarz, abgesetzt mit schimmernder Milchseide. Jetzt bin ich schon gespannt auf den Moment, wenn all diese Stoffe vom Warenbaum rollen …. (es sollte dann eine Wolldecke und drei Kurzjacken-Stoffe sein).

0-Waste-Bronzezeit-Jacke

Über die Ostertage – es war trüb, kalt und feucht – habe ich das neue Projekt angewebt. Die „beerenfarbigen“ Wollen passen wunderbar zur 32. Kette.

????

Warum nenne ich sie „0-Waste-Bronzezeit“ ? Weil die Jacke aus einem Stück Stoff zugeschnitten wird,  und nur der Halsausschnitt als „Abfall“ herausgeschnitten wird (und der könnte noch als Tasche benutzt werden). Das Tuch muß so lang sein wie ein bequem und locker sitzender Hüftumfang – die Breite bestimmt die Länge der Jacke ( minus die halbe Armbreite).  Also: ich mache mal ein Foto von meinem Gewebe-Jacken-Plan:

????

Der Punkt A wird auf B gelegt, und damit ist der Arm, bzw. die Passe fertig mit einem Ausschnitt nach Belieben. Bei B wird ein Schnitt gemacht (1/4 des Hüftumfanges) auf beiden Seiten. Klappt eine dann diese Seiten zur Mitte und  näht sie an die Passe, dann hat sie eine Jacke. Die Bordüre am Armende wiederholt sich so in der Mitte. Das macht diesen Schnitt so interessant für das Handweben ….

Faser-Aquarell

Während ich noch an dem Tuch „Mondin“ webe – was übrigens sehr, sehr fein wird – gehen meine Gedanken spazieren zu einem neuen Projekt … und es entsteht der Wunsch, einen „Sonnenaufgang“ zu weben:  die Kette wie eine Leinwand in grau-blau-Tönen, vielleicht ganz luftig mit leeren Rieten … und dazu ein Garn erstellen, das schon Farbverläufe hat. Ich habe also gemischt und dann kardiert – aber dazu die Farben noch einmal ins Körbchen gegeben, so daß ich beim Spinnen die gemischten Fasern mit den kräftigen klaren Farben intensiviere – je nach Laune, oder Geschmack. So liegt jetzt der erste Strang da – die grundsätzliche Mischung war Sonnengelb (aus Zwiebelschalen) mit einem Misch aus pink-lila-rosa-blau-orange (für das strahlende Zentrum des Sonnenaufganges, aber eben auch ein bisschen weißglänzend  (Ramie) und das Rosa-Pink-Orange noch einmal pur dabei und eingesponnen —-

????

Die Ergebnisse dieser Art zu spinnen nenne ich ab jetzt „Faser-Aquarell-Garne. Und es ist wirklich wie ein Farbmischen an der Palette … Inzwischen liegt im Körbchen eine Mischung für den zart-blau-weiß-rosa-grüngrau-schimmernden Himmel um den Sonnenaufgang herum ….

????

Schaltuch „Mondin“

Während ich noch im Garten an den  Wolldecken-Teilen webe, kommt mir die Idee: eine Kette in zwei verschiedenen Weiß – einmal pure Seide und einmal reine Wolle in Streifen von etwa 12 Fäden, eingerahmt von einem Streifen schwarz und einem Streifen rot – „schwarz wie Ebenholz, rot wie Blut und weiß wie Schnee ….“ tja, Schneewittchen ist natürlich die Mondgöttin. Dazu spinne ich jetzt einen Faden aus Wolle (weiß, etwa 180 cm) und dann Milchseide (auch weiß, etwa 180 cm) im Wechsel: das Garn sieht schon wunderschön aus – die Milchseide glänzt wie Mondlicht. Und ich stelle mir vor, wie dieses Schußmaterial zusammen mit den Streifenfolgen in der Kette eine Art Ton-in-Ton-Karomusterung ergibt … am Rand unten und oben kommen natürlich auch ein bißchen Schwarz und rot … . ich freue mich schon, wenn ich dieses Projekt anweben kann …

nun – es ist angewebt: und es wird ein „Hauch“ von einem Tuch ….fein, sehr fein!

Weiter in Kette 32

Der zweite Schal von meinem Sommer-Winter-Tagesdecken-Gewebe ist fast fertig – bei diesem Wetter kein Wunder! Während ich also sitze und webe, frage ich mich natürlich, was wohl aus den restlichen 5 m Kette werden könnte.

4 Stränge in Beerenfarben

Und weil das Wetter so trüb und feucht ist, habe ich noch einen Küchen-Färbetag eingelegt und mit Ashford-Farben mehrere Posten von sehr unterschiedlichen Mix-Garnen in „Beerentönen“ gefärbt: in allen Strängen ist eine Mischung aus Alpaca und Gotland in grau – dazu etwas feines Weißes, z.b. Seide-Merino oder Mohair oder auch Hanf-Merino oder Moorschnucke …  So haben alle Stränge die Beerenfarben unterschiedlich angenommen, das Garn paßt sehr gut zur 32. Kette.  Ich werde ein Tuch weben: 116 cm lang, die Breite ist ja 78 cm. Daraus wird eine kurze Jacke, geschnitten wie die „Bronzezeit-Bluse“ /etwa 1000 v.d.Z.  Den Rand werde ich wie eine Borte mit Sommer-Winter-Muster weben, die Mitte in Leinenbindung (und das mit den graumelierten Beerentönen in der Bunt-Beeren-Grün-Lila Kette – das  kann ich mir gut vorstellen …)

Nomadenmantel

In Kette 21 (Juli 2015) habe ich eine Farbkomposition von braun-gelb-ocker-goldbraun-creme-curry-kastanie aus pflanzengefärbtem Wollgarn 8/2 gewählt, im Einzug ein Gerstenkorn-Muster, 40/10 Blatt und 356 Fäden. Aus dem ersten Tuch dieser Kette habe ich mir einen Nomadenmantel gemacht mit einer besonderen Herausforderung: der „Schnitt“ wird schon teilweise mit gewebt, d.h. die vordere Hälfte wird in drei Panelen gewebt, die mittlere Bahn ist dann schon die Kapuze (und die Armteile). Dazu wird ein Extra-Webstreifen von 16 cm mit einem Gurtwebgerät erstellt, der dann an den gesamten vorderen Ausschnitt (inklusiv der Kette) angesetzt wird. Am Arm wird ebenfalls davon etwas dazwischen gesetzt. Dieser Mantel ist ein wunderbarer Reisebegleiter…

Stoffkombination

Das Spiel mit zwei Geweben und dem Kombinieren von Webstreifen und Musterpartien hat mir so gefallen, dass ich einen zweiten Nomadenmantel gemacht habe, der  hier zu sehen ist.
Schussmaterial: a) für die Borte am unteren Rand und für den Kaputzenteil dunkelbraune handgesponnenes garn mit eingesponnenen Perlen; b) für den Hauptstoff braungrau-weiß meliertes Garn.
Der Extrastreifen wurde mit dem Kettgarn 8/2 in dunkelbraun (Natur) und im Schuss wieder mit dem dunkelbraunen Perlengarn und mit handgemalter Seide im Wechsel gewebt.

Nomadenmantel-Kaputze

Der Mantel ist von der Schulter bis zum Saum 100 cm lang lang; die Ärmel sind von Schulter bis Saum 60 cm; der Hüftumfang beträgt 128 cm. Die Kapuze ist sehr großzügig, so dass sie gut von Schulter bis Schulter liegt. Die Schultern sind geschrägt, so dass sie schmal und fallend wirken, obwohl die Ärmel weit sind. Hoher Bequemlichkeitsfaktor und doch stilvolle edle Optik – hier wurde an keinem Detail gespart (es gibt sogar eine kleine verborgen eingenähte Tasche im vorderen Panel.

32. Kette

Kette 32 – angewebt am 2.2.2017

Bei dunklem, trüben Januarwetter habe ich mit Ashford-Farben ein wenig Frühling herbeizaubern wollen. Da lag noch 500g naturweißes Kammgarn, in Knäul aufgemacht, in einer Truhe, die habe ich mit den Farben und einer Spritze „klistiert“ und so gefärbt mit gelb-grün-blau-rot (und alle Mischungen, die dadurch entstanden). Herauskam ein sehr freundliches pink-weinrot, grün-gelb, blau-lila meliertes Garn für eine Kette. Schon lange wollte ich das sehr traditionelle Muster „Sommer-Winter“ ausprobieren. Und dieses bunte Garn mit einem rohweißen Musterschuß (handgesponnener Docht) – das war es!
Zum Sommer-Winter-Muster: ursprünglich wohl in den skandinavischen Ländern beheimatet, wurde es zum Inbegriff der „Siedler-Weberei“ in der Neuen Welt: besonders für die wollenen Bettüberwürfe mit den kontrastierenden Blockmustern in Blau-weiß. Da es ein „positiv-negativ“ Muster ist, erscheint auf der einen Seite mehr das Weiß (Sommer) und auf der anderen Seite mehr das Dunkelblau (Winter). Es wurde so genannt, weil die helle Seite öfter gewaschen werden mußte – das ging besser im Sommer; im Winter legte eine einfach die dunkle Seite nach oben….

Kette: Wolle 8/2, meliert in weinrot-pink-blau-grün-zitronengelb , dasselbe Material auch für den Leinengrund-Schuss. Der Musterschuss in reinem Wollweiß, ungefärbte, handgesponnene Rhönschaf-Wolle. Da es eine Wolldecke werden soll, habe ich mich für eine Kettbreite von 86 cm entschieden und webe zwei Schals, die ich aneinandernähe. Daraus wird eine Decke von etwa 160 cm Breite und etwa 200 cm Länge. Kettlänge: habe ich für 2 Wolldecken (4 Schals a 250 cm) kalkuliert, d.h. 10 m. Bei einem 40/10 Blatt sind es 344 Fäden, d.h. 86 Mustergruppen (a 4 Fäden) für den Sommer-Winter-Einzugsplan.

Am Sonntag, den 2.2. 2017 habe ich angewebt:
und spiele mit der Musterung: eine breite Borte, die den Einzug kopiert, dann in einfachen Gruppen die Mitte. Das fröhliche Bunte und das Weiß machen die Decke wirklich zu einem freundlichen Frühlingsgruß. Aber ich bin erst gerade über die Mitte des ersten Schals … und ich spinne die Rhönschafwolle, Spule um Spule …. Es braucht ab jetzt Geduld: Spinnen und Weben … immer so weiter. Aber ich fühle schon, dass diese Decke wunderbar weich, warm, griffig und kuschelig wird. Und ich fühle den Stolz einer Handweberin im 18. Jahrhundert beim Anblick des traditionellen Sommer-Winter-Musters, es strahlt so eine klare Ordentlichkeit aus.

trad. Sommer-Winter-Muster

 

31. Kette

Kette 31 – angewebt am 21.12. 2016 und abgenommen am 31.1. 2017

Bei dieser Kette hat mich die Idee geleitet, Stoffe zu verwirklichen, in denen bestimmte Landschaften oder die Kraft einer Ahnin, die in diesen Landschaften gelebt hat, eingewoben wird. Die Kette ist 7 m lang für etwa drei Gewebe, 40/10 Blatt, 92 cm Webbreite, also 368 Kettfäden – in Vierergruppe geschärt:
1 Faden schwarz (Seide),
1 Faden natur-grau,
1 Faden natur-braun,
1 Faden rehbraun (Wolle 8/2)
Das erlaubt, sowohl etwas sehr „erdiges“ zu weben in schwarz-braun (das Ahninnen-Tuch), als auch „Fels und Meer“ – mit grau-grün; als auch grau-braun-ocker-grün wie Moor-Wiese.

Nun zum Einzug: ein einfacher Köper und natürlich die zwei Leinentritte. Damit sind a) der schlichte durchgehenden Köper möglich, vielleicht mit einem Leinentritt dazwischen, um das Gewebe zu lockern und um eventuell noch eine Farbe „ins Spiel“ zu bringen, und b) eine Art basket-weave-Struktur, in der mit verschlungenen zwei Einschüssen (eine saori-Technik) gearbeitet werden könnte …

Das 1. Tuch: ein voller, schlichter Köper, Schuß ist handgesponnen, verschiedene naturbraune und etwas weiße Wolle gemischt kardiert, manchmal rote Seidenfasern dazu. Aber ich wollte ja eine Ahinnen-Idee da hineinwirken, und so habe ich einen wunderbaren hotpink-krapproten Seidenfaden mit Perlen und ein wenig Glitzer gesponnen, der die mütterliche Genealogie symbolisiert, den Rote Faden eben, der von Tochter zur Mutter zur Mutter-der Mutter, zur Mutter der Mutter ..…. endlos lang in die Vergangenheit reicht und den Reichtum an Wissen und die Lebendigkeit über das Blut transportiert. Diesen Faden habe ich in das schlichte braunschwarze Tuch eingewebt mit einem Leinentritt zwischen jedem Schuß Köper und zwar immer nur wenige Zentimeter und immer „woanders“, so dass er als Faden sichtbar durch das ganze Tuch läuft. Das Tuch war nachbehandelt (wässern und waschen und dämpfen) 120 cm lang und 84 cm breit.

Mehr Infos zu dem ersten Tuch der 31.Kette

Das sind nur die Reste.